Freitag, 27. Juni 2025

Das Ende einer 152 Jahre währenden Ära - Abschied vom Kirchenchor Lautzkirchen

Aufnahme beim letzten Konzert

Keine guten Zeiten für die Kirchenmusik - Zum letzten Mal hat Wolfgang Wendel am 26.06.2025 in der Funktion als Vorsitzender zur Mitgliederversammlung des kath. Kirchenchores St. Mauritius Lautzkirchen gerufen...

Hintergrund war nicht nur der jährlich wiederkehrende Modus von Mitgliederversammlungen, sondern der Umstand, dass sich der Chor aufgrund abnehmender Gesangsstimmen nach 152 Jahren der Erstgründung auflösen musste. "Es zeichnete sich von langer Hand ab", so Wolfgang Wendel, "dass dieser Tag irgendwann kommen würde." Es fiel ihm sichtlich schwer, nach mehr als 42 Jahren Zugehörigkeit zu diesem Chor und nach mehr als 27 Jahren als Vorsitzender die Bücher dieses so schönen Chores mit schließen zu müssen.
„Wir schauen heute zurück auf viele Jahre erfolgreicher Chorarbeit zu Ehren der `musica sacra`“, so Wendel.

Einige der Sänger*innen waren seit der Wiedergründung 1964 bis heute mit dabei. Anfang bis Mitte der 70er Jahre kamen etliche neue junge Sängerinnen und Sänger zum Chor dazu, es ging aufwärts-
Im Jahr 1990 wurde der Dirigentenstab vom Vater zum Sohn weitergereicht, Hans-Georg Becker übernahm von Ludwig Becker die Chorleitung. Diese Verjüngung an der Chorspitze brachte nochmal einen musikalischen Schub nach vorne, und es kamen weitere Choristen hinzu. Allerdings war die Überalterung auch damals bereits spürbar, denn die Altersabgänge im Laufe der Zeit waren größer, als die Zahl neuer Sängerinnen und Sänger.
In diesem Zusammenhang erinnerte Wendel an das Jubiläumsjahr 2003, in dem der Chor das 135-jährige Bestehen feierte. In diesem Jahr waren einige befreundete Chöre zu Gast, um dieses Jubiläum mit zu feiern. Bereits damals war jedoch klar abzusehen, dass kaum eine Chance bestand, bei jungen Leuten zwischen 15 und 25 Jahren erfolgreich Sängerinnen und Sänger werben zu können. Dieser negative Trend hat sich in den letzten Jahren fortgesetzt.

Vor allem durch das Engagement des damaligen Dirigenten Alexander Kobel, der 2004 auf Hans-Georg Becker folgte, intensivierte sich die Chorfreundschaft der Lautzkircher zum Kirchenchor Kirkel. Nach jahrelangen gegenseitigen Aushilfen bei chorischen Auftritten und gemeinsamen Chorfahrten kamen die Verantwortlichen beider Chöre mit voller Unterstützung der Pfarrer beider Kirchen überein, aus zwei halben Chören einen ganzen zu machen. So agierten beide Chöre ab 2015 als Ökumenische Chorgemeinschaft Kirkel-Lautzkirchen mit gutem Erfolg.
Der Schwund an aktiven Sängerinnen nagte jedoch unaufhörlich weiter an der Chorsubstanz. Die Coronapandemie 2020 und Chorleiterprobleme verschärften die Situation. Immer mehr war der Chor auf Aushilfen von anderen Chören angewiesen, bis die eigene Substanz dann wegbrach und keine ordentlichen Chorproben mehr zu gewährleisten waren. Nur noch mit Aushilfen und Aushilfschorleitern war ein normaler Chorbetrieb nicht mehr aufrechtzuerhalten.

Wolfgang Wendel bedankte sich bei allen, die den Chor bzw. die Chorgemeinschaft über all die schönen Jahre mit viel Engagement, toller Vereinsarbeit und viel Enthusiasmus und der starken Liebe zur `musica sacra` getragen haben.
„Unglaublich viele schöne Begebenheiten bleiben in Erinnerung: schöne Auftritte innerhalb der Dorfgemeinschaft, an kirchlichen Hochfesten, an Dorffesten, zu vielen familiären Anlässen, an Pfarrfesten, schöne Chorausflüge, viele Freundschaften, die über die Zeit hinaus bestehen blieben und gepflegt wurden.“
Diesem Dank kann sich die Pfarrei Heilige Familie Blieskastel nur anschließen. "Es ist für alle Beteiligten mit großer Trauer verbunden, wenn sich ein so lange bestehender Chor, der sich durch alle kirchlichen, politischen und gesellschaftlichen (Groß-)Ereignisse hindurch gehalten hat, auflösen muss." so Pfr. Eric Klein.
"Auch mich stimmt die Auflösung des Chores nachdenklich.", sagt Steffen Glombitza, Pastoralreferent der Pfarrei. Und weiter: "Der Chorgesang bereichert unsere Liturgie. Dennoch muss auch die Kirchenmusik den sich verändernden gesellschaftlichen und kirchlichen Herausforderungen Rechnung tragen und zukünftig neue Wege gehen um gerade auch jungen Menschen den Geschmack und die Freude am gemeinschaftlichen Gesang nahezubringen."
Wir hoffen, dass die verbliebenen Chöre der Pfarrei bei gleichzeitig leerer werdenden Kirchen noch lange ihr Engagement fortführen und ihre Stimmen zum Lob Gottes und zur Erbauung der Gemeindemitglieder erheben können.

Mit einer Strophe aus dem Lied „Es war nicht alles schlecht“ der Prinzen beschloss Wolfgang Wendel seine Abschlussrede:

„Wir haben Zeit genossen und verschwendet
Und dann hat sich das Blatt nochmal gewendet
Die Welt war plötzlich voll mit bunten Dingen
Und alle wollten hören, wie wir singen
Der Lieblingsvogel war der Mauerspecht
Es war nicht alles schlecht!“

So wurde die Auflösung des Kirchenchores schließlich einstimmig beschlossen. Damit ist der Kirchenchor Lautzkirchen nun vorerst Geschichte.