Zu den Kirchenfenstern von Marianne Aatz

Mit freundlicher Genehmigung von Bernd Schröder (Förderverein Stadtmuseum Wadern):

Die neugotische Pfarrkirche von Niederwürzbach wurde 1948–1949 nach Kriegszerstörungen im Mauerwerk wiederhergestellt und anschließend nach und nach weiter ausgestattet. Marianne Aatz erhielt 1956 den Auftrag, die zerstörten mittleren drei Chorfenster mit Bildern von St. Hubertus, Herz Jesu und St. Barbara in einer Neugestaltung zu ersetzen, die aber auf Wunsch des Pfarrers „nicht zu modern“ ausfallen sollte.

Passend zu den hohen (neu)gotischen Fensternischen entwarf Marianne Aatz drei mittelalterlich anmutende gestreckte Standfiguren. Mit großen, dunklen Augen blicken sie in den Kirchenraum hinab. Sie sind gekleidet in helle Gewänder; darüber tragen sie jeweils einen offenen Mantel in warmem Rot. Rot ist auch die Einfassung der Darstellungen mit schmalen, rechteckigen Glasscheiben. Der Hintergrund zeigt dagegen dunkles Blau. Rot und Blau sind die bevorzugten Farben der Künstlerin, weshalb auch in einem Pressebericht über die Alschbacher Kirche die dortigen Fenster in ihrer farblichen Gestaltung mit der Kathedrale von Chartres verglichen wurden.

Die drei zentralen Fenster mit den figürlichen Darstellungen wurden leider schon bald durch eine abstrakte Komposition ersetzt und sind verschollen. Die Entwürfe sind jedoch im Archiv von Marianne Aatz erhalten. Die aktuellen Fenster in der Kirche sind inzwischen die dritte Nachkriegsfassung.

Im Folgejahr erhielt Marianne Aatz dann den Auftrag für die vier seitlichen Chorfenster. Da die Vorgängerfenster keine figürlichen Darstellungen enthielten, sollte es auch jetzt wieder so sein.

Für die seitlichen Chorfenster knüpfte Marianne Aatz an das im Hintergrund der mittleren Fenster vorhandene dunkle Blau an und gestaltete damit eine Gitterstruktur aus unregelmäßigen Bändern. In die eckigen Felder setzte sie hier und da kleine Kreis-, Oval- oder Kreuzformen. Die sparsame, aber gerade dadurch wirkungsvolle Einfügung gelber und hellgrüner Scheiben belebt das Gesamtbild. Die aufsteigenden Bänder erinnern teilweise an schlanke Baumstämme, die meisten verjüngen sich nach oben hin, einige krümmen sich auch etwas. So steht der Betrachter nicht vor toten geometrischen Formen, sondern kann sich an lebendigen, organisch gewachsenen Strukturen erfreuen und seine Fantasie spielen lassen.